der Hof liegt verweißt unter einer alle Geräusche verschluckenden Schneedecke. Nur zwei EB Teams im Aufenthaltsraum. Der Rest des Gebäudes erscheint leer. Vorbeiziehende Wildgänse grasen im Hof und hinterlassen ihre vergänglichen Fußspuren im Schnee. Eskimos haben angebliche über 40 Wörter für Schnee, wir haben nur Schnee. Dafür hat dieses eine Wort
aber verschiedene Bedeutungen. Eine gewisse Melancholie liegt in der Luft, unterstrichen von den beiden Kamera Assis die vor dem Computer sitzen und Akkordeonvideos auf youtube anschauen. Noch eine dreiviertel Stunde bis es los geht. 45 Minuten, angefüllt mit Kaffee, Zigaretten und der allgegenwärtigen Akkordeonmusik.
Ein Gespräch über Ukulelen entbrennt. Jetzt beginnt eine Frau zu singen. "Sera Sera, what ever will be, will be". Mein Kamera Assi will sich in der Kantine einen Kaffee kaufen. Kantine hat nicht offen, nur das Casino. Sein Blick verrät dass er nicht weiß wo das ist. Aha, ein Neuer. Ich lasse den armen Teufel ziehen. Ein Wunder wenn er es in den nächsten 30 Minuten bis zum Paternoster schafft.
Die beiden Musikexperten fragen ob die Musik nervt. Tut sie nicht. Mir ist warm, weil meine neuen Thermosocken zu dick sind für den Indooreinsatz. Die Socken ausziehen kommt nicht in Frage. Ich ertrage es stumm.
Moment mal, wenn zwei Kamera Assis youtube gucken und einer im Haus herumirrt, dann müssten ja 3 EB Teams anwesend sein. In diesem Fall fehlt aber ein Kameramann. Ich stutze kurz und entscheide mich diese Überlegung nicht weiter zu verfolgen. Hanno kommt. Neongelber Schal und Pudelmütze. Friedemann ist auch da und guckt Abfahrtslauf. Hmmm. Erst 15 quälende Minuten totgeschlagen. 3 Euro verdient. Fünfzehn Minuten meines Lebens dokumentiert.
In 29 Minuten geht’s los, ich hoffe die Redakteurin ist nicht die Tussi von gestern. Karin geht ans Telefon. Die Kamerafrau der EB13, meine Kamerafrau.
Hektik, die Pläne haben sich geändert! Treffpunkt ist 12:55 Uhr an der Weltzeituhr. So werden aus 28 Minuten bis zur Abfahrt plötzlich 58. Frustration. Das von meinem Körper ohne Nebenwirkungen tolerierte Koffeinniveau habe ich bereits leicht überschritten. Friedemann geht eine rauchen. Mitgehen? Nein, nicht schon am Anfang das Ganze Pulver verschießen.Heute ist verkaufsoffener Sonntag. Wir berichten Tagesaktuell direkt aus dem Krisengebiet. Alexa. Karin weist darauf hin, dass in der Regel in verschiedenen Einkaufszentren gedreht wird. WZH.
Mein Einwand, dass doch alle Einkaufszentren von innen gleich aussehen wird zynisch belächelt. Der Sinn des Beitrags will sich mir nicht erschließen. Leute die heute nicht einkaufen gehen wollen sich das Elend wenigstens abends im Fernsehen anschauen? Leute die einkaufen waren wollen sehen, dass es anderen Menschen genauso dreckig geht wie ihnen selbst?
Beschweren auf hohem Niveau. Es beginnt zu schneien. Ich bin glücklich, dass ich nicht auf einen Weihnachtsmarkt muss. Meine Stimmung hebt sich. Fällt schnell wieder, kurzzeitig sogar unter das Ausgangsniveau.
Der Kamera Assi ist wieder da. Ohne Kaffee. Er sieht abgekämpft aus. Sein Name ist Feit. Noch 40 Minuten. Ein Kaffee könnte noch gehen ohne das mir schlecht wird. Zeit zu rauchen.
Busch Petersen. Der Präsident von irgendwas mit Einzelhandel. Er will unter der Weltzeituhr interviewt werden. Hat der kein Büro? Danach fahren wir mit ihm ins Alexa. Wir fahren von der Weltzeituhr mit dem Auto zum Alexa? Interessant. Ich hab zum Glück ein Navi im Auto. Ob der Präsident von irgendwas mit Einzelhandel in jedem Geschäft Rabatt bekommt?
Hanno kommt. Bionade in der Hand. „So jetzt erst mal mein Pokemon trainieren“ Er zieht einen Gameboy aus der Tasche. Skurril, aber sympathisch. Ich habe vergessen rauchen zu gehen, hab einfach zu viel um die Ohren.
Hanno lacht. Kommentar youtube Assi: „Lach nicht, sonst liegt nichts unter dem Baum, außer dir“. Verdammt, das andere EB Team darf zum Eishockey. Jetzt hab ich echt schlechte Laune. Ich wollte schon immer zum Eishockey. Die Überlegung wieso Gott mir das antut führt zu nichts und wird verworfen. 10 Euro – so viel habe ich mit diesem Blogeintrag bisher verdient.
Puh, habe mir eine Pause verdient. Ich geh jetzt rauchen.
Noch 25 Minuten.
Krömer hat Burnout. Meinte zumindest Walker vorgestern. Soll durch alle Medien gegangen sein. Trotz hypochondaler Tendenzen komme ich zu dem Schluss, dass ich dieser Risikogruppe nicht angehöre. Hmmm. Hab neulich ein Interview gelesen. Ein Psychologe meinte um Burnout zu haben muss man auch mal gebrannt haben. Klingt logisch.
Facebook langweilt mich. Ein kurzer Anflug von ich lösche meinen Account überkommt mich. Geht nicht. Lenas Account war bestimmt 4 Monate deaktiviert. Jetz ist er wieder da, genauso wie vorher. Facebook vergisst nicht. Nur befreundet sind wir nicht mehr. Heutzutage verliert man wenn man mit seiner Freundin schluß macht nicht nur seine Freundin, sondern auch einen Facebook Freund. Das ist hart. Früher war alles leichter.
Ich muss los.
[Viereinhalb Stunden später]
War stressig aber hat extrem Spaß gemacht. Super Team. Arbeiten ist schon was Feines. Die redakteurin war nett. Ihr Nachname war Herr. Wer hat mehr pech, Herr Herr oder Frau Herr?
Hypothese des Beitrags war: es ist Sonntag vor Weihnachten und es ist total voll in den Geschäften. Wir als Arbeiterbienen des SmV fahren los um das aktuelle Geschehen einzufangen. Unglücklicherweise wurde wieder einmal vorher im Sender entschieden, wie das aktuelle Geschehen zu sein hat. Voll nämlich. War es aber nicht. Unsere Aufgabe: es möglichst voll aussehen lassen. Alexa, Dussmann, Tauentzien. Bin müde und die Laune ist gut.
Was ich heute gelernt habe: wie viel ein Kamera Assi verdient.
Soundtrack des Tages: Glitch mob und Akkordeon.
Highlight des Tages: Der Singende Elch auf dem Weihnachtsmarkt vor dem Alexa.
Verzehrliste:
1 Frühstückshake
1 Bratwurst
1 Döner (wieso ist gerade der Döner am Theodor-Heuss Platz so lecker?)
5 Kaffee (2 nicht bezahlt)
Insgesamt eindeutig zu wenig.
Heute Abend werde ich mit Agata Zombiefilme gucken. Vermutlich erst mal Rec 2. Ich bin gespannt.
Dieser Blogeintrag schafft es auf jeden Fall in die Dezember Top7 der seltsamsten Blogeinträge. Zukünftige Interpretationsversuche durch mich selbst werden mit Spannung erwartet.
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